Nov
29
2014

Rory Gallagher: Irish Tour ’74 – Fan-Geschenk zum 40. Jahrestag

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Als Rory Gallagher im Winter 1973/74 auf Irland-Tournee ging, war dies mehr als nur eine Konzertreise – es war ein Statement für die Menschen seiner Heimat, in der damals bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten. Zum 40. Geburtstag des Live-Mitschnitts „Irish Tour ’74“ erscheint nun eine umfassende Dokumentation der historischen Konzerte als CD/DVD-Boxset.

Text: Ernst Hofacker

„Es gibt keinen Grund für mich, hier nicht aufzutreten. Hier leben immer noch junge Leute!“ Das sagte Rory Gallagher damals der Presse. Tatsächlich war die Situation in Nordirland brandgefährlich, als der Gitarrist im Dezember 1973 seine alljährliche Irland-Tour begann.

Faktisch war der seit Jahren schwelende Nordirlandkonflikt in einen handfesten Bürgerkrieg ausgeartet. Allein im Jahr 1972 waren bei Anschlägen der links-republikanischen Provisorian Irish Republican Army (PIRA) 142 britische Sicherheits¬kräfte zu Tode gekommen. Vor allem in den beiden größten Städten Belfast und Derry eskalierte die Situation regelmäßig. An Gastspiele von internationalen Pop- und Rock-Acts war in diesen Jahren dort kaum zu denken; Promoter, Manager und Plattenfirmen rieten ihren Künstlern von Irlandtourneen ab. Der Journalist Roy Hollingworth vom Musikmagazin „Melody Maker“ beschrieb Belfast damals mit drastischen Worten: „Zerschmettert, ausgestorben und angsteinflößend.“

Backstage Rory & Syl 001

Love & Peace auf Irisch
Umso dankbarer waren die Fans, dass Gallagher sich von einer Tournee nicht abhalten ließ. Und diese Dankbarkeit kann man sehen. Sie strahlt aus den Gesichtern der jungen Leute, die zu den Konzerten gekommen waren und die der englische Regisseur Tony Palmer in seiner intensiven Filmdokumentation „Irish Tour ’74“ mit der Kamera eingefangen hat. Mit frenetischen „Rory! Rory!“-Rufen feierte das Publikum den Gitarristen auf jeder seiner Tourstationen. Hollingworth, der das Spektakel vor Ort in Belfast erlebte, erinnert sich an den Moment, als Gallagher dort die Bühne betrat: „Der ganze Laden hob ab, alle standen auf, jubelten, schrien, reckten ihre Arme in die Luft und machten das Peace-Zeichen.“ Stellvertretend für sein Publikum artikulierte Rory – mehr Volksheld als Popstar – mit seiner Gitarre, was die leidgeprüften Menschen in Irland wollten: Spaß, Emotion, Poesie – and no politics.

Rory on stage City Hall, Cork 001Genau das bietet „Irish Tour ’74“: Packenden Bluesrock von einem der begabtesten Gitarristen seiner Generation, live dargeboten mit einer dreiköpfigen Band und all der Spielfreude, Spontaneität und Virtuosität, für die Gallagher berühmt war. Zu den Highlights des damaligen Konzert-Sets gehörten neben Klassikern aus eigener Feder wie „Tattoo’d Lady“, „Going To My Hometown“ und „A Million Miles Away“ intensive Versionen von Fremdmaterial, darunter Muddy Waters’ „I Wonder Who“, Tony Joe Whites „As The Crow Flies“ und nicht zuletzt Mel Londons „Messin’ With The Kid“, mit dem Gallagher seine furiosen Shows eröffnete. Nicht zu Unrecht gilt „Irish Tour’74“, das seinerzeit als Doppel-LP erschien, als eines der großartigsten Live-Alben der 1970er-Jahre.
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Deluxe-Box: 7 CDs + DVD
„Irish Tour ’74“ ist als aufwendiges Deluxe-Boxset mit sieben CDs und einer DVD erhältlich. Zu hören sind auf je zwei CDs die kompletten Konzerte vom 29.12.1973 in Belfast, 2.1.1974 in Dublin und 5.1.1974 in Cork. Dazu gibt es auf einer weiteren CD das vollständige Material, das die Band mit Bassist Gerry McAvoy, Keyboarder Lou Martin und Drummer Rod de’Ath bei Sessions in der City Hall in Cork einspielte. Komplettiert wird das Set durch eine DVD mit Tony Palmers Filmdokumentation „Irish Tour ’74“ sowie ein Booklet mit bislang unbekanntem Fotomaterial und neuen Liner Notes.