Aug
20
2013

DER KONZERTMEISTER: ZUM TOD VON FRITZ RAU

Er prägte die einheimische Konzertszene wie kein anderer und brachte Pop & Rock nach Deutschland: Am 19. August starb der legendäre Konzertpromoter Fritz Rau im Alter von 83 Jahren im hessischen Kronberg. 

Ernst Hofacker

Man kann sich das heute kaum noch vorstellen: Als Fritz Rau und Horst Lippmann, beide gerade erst in ihren Zwanzigern, Mitte der 1950er Jahre beschlossen als Konzertveranstalter Jazz und Blues nach Deutschland zu bringen, stürzten sie sich in einen Markt, den es buchstäblich noch gar nicht gab. Zunächst organisierten die beiden Jungpromoter die Deutschland-Gastspiele der berühmten von US-Impresario Norman Granz zusammengestellen „Jazz At The Philharmonic“-Festivals, bald aber hatten sie ihr Herz für den authentischen Blues der Afroamerikaner entdeckt.

Die Besetzung des ersten „American Folk Blues Festival“ heckte Fritz Rau gemeinsam mit Chess-Legende Willie Dixon an dessen Küchentisch in Chicago aus, von 1962 bis 1972 ging das Festival unter der Regie von Lippmann + Rau, wie die Agentur nun hieß, regelmäßig auf Europatournee. Die Gastspiele mit Originalen wie Howlin’ Wolf, Muddy Waters und Big Joe Williams wurden zum entscheidenden Impuls für die junge weiße Rockszene in Europa, Nachwuchsmusiker wie Mick Jagger und Jimmy Page besuchten die Konzerte und hatten so Gelegenheit, ihre Idole erstmals leibhaftig zu erleben.

Später holte Fritz Rau, der ein unnachgiebiger und gewiefter Verhandlungspartner war, Stars wie Jimi Hendrix, die Rolling Stones, Bob Dylan, Miles Davis, Led Zeppelin, Santana und Madonna nach Deutschland. Dass Lippmann + Rau bis weit in die 1980er Jahre hinein Marktführer blieben, lag allerdings auch daran, dass die mit der Agentur arbeitenden Künstler immer spürten, dass sie es bei Rau mit einem Mann zu tun hatten, der in erster Linie Fan und integrer Freund war.
Nach einem Herzinfarkt im Jahr 1994 wurde es stiller um den ebenso temperamentvollen wie umtriebigen Hessen. 1997 starb sein Partner Horst Lippmann, Rau schrieb seine Memoiren („50 Jahre Backstage. Erinnerungen eines Konzertveranstalters“, Palmyra Verlag, 2005) und zog bis zuletzt durch die Lande, wo er eine Lesung nach der anderen hielt. Mick Jagger hat einmal über ihn gesagt: „You are the godfather of us all. Rock’n’Rau forever!“

Am 19. August starb Fritz Rau mit 83 Jahren daheim in Kronberg, Hessen. Servus, Fritz!