Nov
19
2012

SPÄTE GENUGTUUNG FÜR DEN SUGAR MAN

sugarman

Niemand hatte ihn hören wollen, zwei Alben waren gefloppt. Also hatte der US-Songwriter Rodriguez 1971 seine Karriere frustriert an den Nagel gehängt. Niemand jedoch, am allerwenigsten er selbst, ahnte, dass es vier Jahrzehnte später doch noch ein Happy End geben sollte…
von Ernst Hofacker

Stellen wir uns vor, ein cleverer Fan würde herausfinden, dass Jimi Hendrix noch lebt und ihn vier Jahrzehnte nach seinem vermeintlichen Tod wieder in die Öffentlichkeit zurückholen. Würde der alte Jimi auf Tournee gehen, seine Konzerte wären natürlich restlos ausverkauft. Genau das ist Sixto Diaz Rodriguez, geboren am 10. Juli 1942 in Detroit als Sohn mexikanischer Einwanderer, passiert. Nachdem er Ende der 1960er Jahre von Motowns Talentsuchern in den Kneipen von Detroit entdeckt worden war, hatte Rodriguez zwei brillante, von der Kritik hochgelobte Alben für das Sussex-Label eingespielt. Singer-/Songwriter-Stoff der Extraklasse, mit infektiösen Melodien und klugen Texten, irgendwo zwischen Bob Dylan und Don McLean. Als die beiden Platten 1970 und 1971 erschienen, wollte sie jedoch niemand haben. Weder wurden sie im Radio gespielt noch wurden nennenswerte Stückzahlen abgesetzt. Frustriert hatte Rodriguez daraufhin die Musik an den Nagel gehängt.

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Nun hat der schwedische Filmemacher Malik Bendjelloul an einem Dokumentarstreifen gedreht, der das Leben und die Geschichte des inzwischen 70-jährigen Rodriguez eindrucksvoll nachzeichnet und im Dezember unter dem Titel „Searching For Sugar Man“ in die Kinos kommt. Es sieht also ganz nach einem Happy End aus, auch finanziell. Auf dem Cover des Original-Soundtracks „Searching For Sugar Man“ (Sony Music), der die besten Songs des Totgeglaubten versammelt, steht unmissverständlich: „Rodriguez receives royalties from the sale of this release“ (deutsch: Rodriguez erhält Tantiemen aus dem Verkauf dieser Veröffentlichung). Im November geht Rodriguez erstmals auf Tournee durch England – vor vollen Häusern.