Mar
28
2012

„DIRTY DEEDS. MEINE WILDE ZEIT MIT AC/DC“ – MARK EVANS erzählt

ACDC

Wie sahen die Anfänge der größten Rockband aller Zeiten aus? Was hat es mit dem Mythos um Sänger Bon Scott auf sich? Mark Evans, ehemaliger Bassist, gewährt in seinem Buch neue Einblicke in die Zeit, als sich AC/DC ihren Weltruhm mühsam erarbeiteten.

Text: Marlies Meier

Der ehemalige Bassist von AC/DC entführt den Leser mit seinem auf Deutsch erschienenen Buch „Dirty Deeds. Meine wilde Zeit mit AC/DC“ zurück zu den Anfängen der australischen Band. 1975 stieß er kurz nach Schlagzeuger Phil Rudd zur Band. Für den 19jährigen Mark der folgenreiche Schritt vom Verwaltungsangestellten und kleinen Hobbymusiker zum Mitglied einer der bekanntesten Rockbands der Welt.

Coverband im Glitzerlook

Zunächst jedoch kämpften sich die Youngsters mit ihrem wesentlich älteren Leadsänger Bon Scott unermüdlich durch Vorstadt-Pubs, kleine Clubs, Jugendzentren und Kaufhäuser. Schwer zu glauben, dass die fünf Rocker anfangs  in Glitzerklamotten und Plateauschuhen auftraten, Cover wie „Jailhouse Rock“ und „Jumpin’ Jack Flash“ zum Besten gaben. Doch vom Glam-Outfit trennte man sich schnell und konzentrierte sich auf das Spielen eigener Songs – die Band fand zu sich selbst, zu ihrem unverwechselbaren rau-erdigen Stil. Von den Teeniestars in der Heimat bis zum internationalen Durchbruch in England war es jedoch ein steiniger Weg. Eine wilde Zeit begann – rauschhaft, exzessiv, aber vor allem von nicht zu unterschätzender Arbeit und manch durchzustehender Krise. Sex, Drugs & Rock’n Roll eben!

Aufgrund der unterschiedlichen Charaktere war das Zusammenleben alles andere als einfach: „Unsere große Gemeinsamkeit war die Band, aber das war auch schon so ziemlich alles“ […] „Vor allem in frühen Tagen war die Band keine demokratisch geführte Truppe“. Es war klar, dass die Brüder Angus und Malcolm Young das Sagen hatten, auch und vor allem aber George Young, ehemaliges The Easybeats-Mitglied und mit Harry Vanda Produzent von AC/DC.

ACDC_AlbertProd„Natürlich waren wir eingebildete kleine Drecksäcke – na und?“

Im Gegensatz zu manch anderen etablierten Rockbands behaupteten sich AC/DC nicht zuletzt  durch ihren unverbrüchlichen Glauben an sich selbst gegen die damals aufkommende Punk-Euphorie. Die für AC/DC typische Arroganz und das großmaulig rotzige Selbstverständnis, die die Band gegenüber ihren Konkurrenten an den Tag legten, brachte sie dahin, wo sie heute sind.

Evans schreibt von den Höhen und Tiefen des Lifestyle of Rock’n’Roll ganz im Stil von AC/DC –  direkt, pikant und mit humorvollem Augenzwickern.  Er lässt die Zeit wieder aufleben, als die Jungs ohne monströse und perfekt arrangierte Shows das Publikum allein durch ihre Bühnenpräsenz elektrifizierten. Wenn Angus gleich einem infernalischen Kugelblitz, die Gibson SG im Anschlag, über die Bühne schoss, Bon Scott auf die Schultern sprang, der mit Kreischgesang und hypnotisierendem Blick die Fans in seinen Bann schlug. AC/DC waren schon immer eine Hammer-Liveband, deren Lust am Abrocken ansteckend wirkt! Denn egal vor wie viel Konzertbesuchern sie spielten, stets gaben sie mehr als hundert Prozent, vor allem Bon und Angus – von der ersten bis zur letzten Sekunde, mit ganzem Körpereinsatz.

Partyexzesse und Arbeitsorgien

Doch gerade das Aufzeigen der Schattenseiten dieses ruhmreichen Aufstiegs und der menschlichen Schwächen, sei es im Umgang miteinander, den privaten Tiefpunkten, machen das Buch zu einem  besonderen Dokument der Band. Es ist die Offenheit, mit der Evans zum Beispiel erzählt, wie er auf der Rainbow-Tour mit dem Gedanken spielte, sich aus dem Fenster eines Hamburger Hotels zu stürzen, um der sich ausbreitenden inneren Leere ein Ende zu setzen. Eine explosive Mischung aus exzessivem Lebensstil und arbeitsintensivem Musikerdasein, das kaum Raum für den Einzelnen ließ. Der Blick hinter die Kulissen ist aber auch wider Erwarten keine Abrechnung mit den Brüdern Mal und Angus. Ihrem musikalischem Können zollt Mark Evans wiederholt höchsten Respekt und erinnert gerne auch an gemeinsame Eskapaden und Partynächte. Und natürlich ist es seine subjektiv erfahrene Darstellung der damaligen Geschehnisse.

Nach seinem mehr oder weniger überraschenden Rausschmiss aus der Band im Jahr 1977 – vor allem aufgrund der Unstimmigkeiten mit Angus – eröffnete Mark einen Shop mit klassischen E-Gitarren. Auch hier kam es zu interessanten Begegnungen, u.a. mit Metallica und George Harrison. Gemeinsam mit seinem langjährigen Freund spielt er heute Akustik-Blues und Roots-Music unter dem Namen Dave Tice & Mark Evans.

K1024_BON_AlbertProdIm Ganzen eine äußerst unterhaltsame und kurzweilige Lektüre für jeden Musikinteressierten, ein absolutes Muss für den AC/DC-Fan. Es ist eine Danksagung, diese Zeit erlebt haben zu dürfen und eine Hommage an seinen Freund und Bandkollegen Bon Scott. Das liebevolle Porträt, das von dem charismatischen Sänger entsteht, mit seinen charmanten wie auch seinen problematischen Seiten, macht ihn einmal mehr in den Herzen seiner Fans unsterblich.

 

 

Mark Evans
Dirty Deeds
Meine wilde Zeit mit AC/DC
320 Seiten, mit zahlreichen Fotos
€ (D) 19,99/ € (A) 20,60
ISBN 978-3-85445-368-0
Hannibal Verlag
www.hannibal-verlag.de